edition lumière

Liliana Ruth Feierstein

Von Schwelle zu Schwelle

Einblicke in den didaktisch-historischen Umgang mit dem Anderen aus der Perspektive jüdischen Denkens

Schulbücher sind in ihrer Verbreitung und ihrem nachhaltigen Einfluss der Presse mindestens gleichzusetzen. Ähnlich wie Zeitungen und Zeitschriften prägen sie als alltägliche – in diesem Falle obligate – Lektüre die politische und soziale Einstellung ihrer Leserschaft. Der vorliegende Band der Reihe zur europäisch-jüdischen Presse untersucht das Bild von Juden und Sinti in deutschen Schulbüchern seit der Nachkriegszeit. Als Maßstab dient hierbei der Blick auf den „Anderen“ in der Tradition jüdischen Denkens: Auf der Schwelle zugleich inner- und außerhalb der Mehrheitskultur, in der Dunkelheit des Ghettos oder im Licht aufklärerischer Salons, in der Universität oder im Gefangenenlager schrieben jüdische Intellektuelle über Jahrhunderte „Randkommentare“ zu Schlüsseltexten der europäischen Philosophie. Diese kritischen Auslegungen bilden das Prisma, durch welches die Diskurse über kulturelle Minderheiten in den Schulbüchern nach 1945 gelesen werden.

In terms of their circulation and lasting influence, schoolbooks are at least equal to the print media. Like newspapers and magazines, they are daily reading – in this case, obligatory reading – and as such they shape the political and social attitudes of their audience. This volume, part of the series on the European Jewish press, examines the images of Jews and Sinti in German schoolbooks since the postwar era. The view of „the Other“ in the tradition of Jewish thought serves as a touchstone for this analysis: Perpetually at the threshold, simultaneously included in and excluded from the majority culture, in the darkness of the ghetto or in the light of Enlightenment salons, in universities or in prison camps, over the centuries Jewish intellectuals wrote „marginal commentaries“ on key texts of European philosophy. These critical interpretations form the prism through which the discourses on cultural minorities in post-1945 schoolbooks are read.