Holger Böning

Das Intelligenzblatt

Gemeinnutz und Aufklärung für jedermann. Studie zu einer publizistischen Gattung des 18. Jahr­hunderts, zur Revolution der Wissens­ver­mitt­lung und zu den Anfängen einer lokalen Presse.

Band I: Entstehung und Entwicklung einer neuen publizistischen Gattung

Band 160 der Reihe "Presse und Geschichte – Neue Beiträge", herausgegeben von Astrid Blome, Holger Böning und Michael Nagel

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Cover des Buches

Titel:

Holger Böning:

Das Intelligenzblatt. Gemeinnutz und Aufklärung für jedermann. Studie zu einer publizistischen Gattung des 18. Jahr­hunderts, zur Revolution der Wissens­ver­mitt­lung und zu den Anfängen einer lokalen Presse.

Band I: Entstehung und Entwicklung einer neuen publizistischen Gattung

2023 – XII, 552 S.

ISBN:

978-3-948077-30-3

Preis:

EUR 49,80

Das Intelligenzblatt galt vor dreihundert Jahren als so geniale Erfindung wie heute das Internet, in dem Suchmaschinen die unterschiedlichsten Bedürfnisse noch effizienter zu­sammenführen als dies erstmals durch die Intelligenz­blät­ter geschah.

Diese Studie stellt die seit 1722 entstandene publi­zisti­sche Gattung der gut 200 Intelligenz- oder Anzeigenblätter des auf­ge­klär­ten Sä­ku­lums vor. Innerhalb weniger Jahrzehnte präsentieren sie sich überall im deutschen Sprachraum in größter Vielfalt und als Hilfsmittel für das gesamte Alltagsleben. In ihnen ist kein Bereich der mensch­li­chen Existenz und des zeitgenössischen Wis­sens aus­ge­schlos­sen, sie sind dem Ge­mein­nutz und der Aufklärung für jeder­mann verpflichtet. Nebst dem Kalender sprechen sie als erstes Pe­rio­dikum Leser aller Art an. Ihre kom­­mu­ni­ka­tions-, medien- und kultur­ge­schichtliche Bedeu­tung ist kaum zu überschätzen.

Beginnend bei den pro­­­fanen Dingen des All­tags­le­bens bis zu den anspruchsvollsten, aber all­ge­meinverständlich vorgebrachten philo­so­phischen Über­le­gungen – beispielsweise eines Imma­nu­el Kant im Kö­nigs­berger Intelligenzblatt –, von der Ver­mittlung neu­er naturkundlicher Kennt­nisse bis zu praxis­nahen Ratschlägen und In­for­mationen für die Land- und Haus­wirt­schaft oder zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten, ist in ihnen eine Re­volution der Wissens­ver­mittlung zu er­ken­nen: Neues Wissen soll zum Allgemeingut werden. Zugleich führen die Aufklärer hier die großen Debatten des aufgeklärten Sä­ku­lums: Was ist unter Aufklärung zu verstehen? Wie weit und auf auf welche Teile der Be­völ­kerung soll sie sich er­stre­cken? Wie kann die ständische Ge­sellschaft durch die Ab­schaffung von Leibeigenschaft und Fronarbeit gemein­sam mit der wenig leistungs­fä­hi­gen Landwirtschaft so reformiert werden, dass die Ernährung der Bevölkerung nicht bei jeder Wetterunbill gefährdet ist? Wie ist das Bildungswesen so um­zu­gestalten, dass es der Bedeutung einer guten Aus­bildung für den einzelnen wie für die gesamte Ge­sell­schaft ge­recht wird?

Im Intelligenzblatt als Medium der praktischen Aufklärung ist um die Mitte des 18. Jahr­­­hun­derts mit der Entdeckung der arbeitenden Stände – des Volkes – und deren Bedeutung für die gesell­schaft­liche Wei­ter­ent­wicklung die Ent­­­stehung der Volksaufklärungund mit ihr der Beginn einer in­ten­siven Volks­kunde zu verfolgen. Gemeinsam mit der auf­klä­re­ri­schen Zeit­­schrif­ten­­pub­li­zistik und den ge­mein­nüt­zig-öko­nomischen Gesellschaften verbinden sich die Intelli­genz­blät­ter zu dem Netz­werk einer re­gel­rechten Bürgerbewegung, in der praktisch-gemeinnütziges Engagement organisiert und die De­batte über ge­­sell­schaftliche Strukturen und wün­schens­wer­te Reformen geführt wird. Hier werden in der Selbstermächtigung eines neuen Lese­publikums Vor­­stellungen zur Wei­ter­ent­­wicklung und Überwindung der ständischen Ge­­sell­schaft for­mu­liert. Einige Intel­li­genz­blätter erinnern mit ihren Inhaltsver­zeich­nis­sen an die Tagesordnungen erster Par­la­mente im 19. Jahrhundert.

Intelligenzblätter stellen die ersten Druckmedien dar, die sich direkt auf den Ort be­zie­hen, in dem sie erschienen, vielfach stellen sie den Anfang der örtlichen Presse und der lokalen Be­richterstattung dar. Ihr Beitrag zur Ent­­stehung einer städtischen und regionalen Öffent­lich­keit, in die mehr und mehr alle Be­völ­ke­rungs­gruppen einbezogen werden, ist ebenso bedeutsam wie ihre Ein­bindung in das nationale Netzwerk der praktischen Aufklärung.


Die Drucklegung dieses Werkes wurde gefördert durch die Dr. phil. Fritz Wiedemann-Stiftung und die Stiftung Presse-Haus NRZ

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